Über den Sinn und Unsinn neue Farben zu züchten

 
 
   
     
 
Zuerst einmal: ich bin prinzipiell nicht gegen die Farberweiterung der Birmchen, aber mit Sinn und Verstand.
 
     
 
In letzter Zeit wird die Zucht von silbernen Birmchen immer populärer. Zeit, sich einmal Gedanken darüber zu machen.
 
     
 
Viele Züchter gehen davon aus, dass sich das Silbergen ähnlich berechenbar wie die Farben seal und blue verhält. Dies ist aber ein Irrglaube.
 
     
 
Denn das Silbergen verhält sich ebenso mutwillig wie der Scheckungsfaktor, der für die weißen Füße der Birmas zuständig ist.  Es gibt Tiere mit einem kaum sichtbaren Silberanteil, die aus der Verpaarung mit einem Silbertier fallen können. Später stellt sich heraus, dass dieses Tier genetisch silber ist, aber von seinem Aussehen (Phänotyp) ein Non-silver ist. Dies macht schon die Zucht von Silberlingen schwierig, die uns mehr Hinweise geben, als unsere Birmchen, deren Farben ja nur im Gesicht an den Beinen und am Schwanz sichtbar sind.
 
     
 
Ich glaube, dass viele Züchter sich  aus Unwissenheit der Genetik begeistert in die Silberzucht stürzen, ohne genau zu wissen, was passieren kann. Daher sieht man immer wieder Tiere, die angeblich Smokes oder Silbertabbies sein sollen, die aber vom Phänotyp her mit Sicherheit keine Silberlinge sind. Generell sollte mit Tieren, die einen geringen Silberanteil aufweisen, überhaupt nicht gezüchtet werden.
 
     
     
 
Aber nun einmal einige prinzipielle genetische Grundkenntnisse, die das Verständnis für die Problematik der Silberzucht wecken sollen und ich habe mich bemüht dies in einfachen Worten zu tun, damit auch Laien folgen können (Profis mögen mir die vereinfachte Darstellung nachsehen)
 
     
 
Silber ist eigentlich keine Farbe an und für sich, sondern man beschreibt den sog. Silberinhibtor I, der dafür sorgt, dass aus einem Teil des einzelnen Haares die Farbpigmente herausgezogen werden. Diese erscheinen dann an dieser Stelle  weiß oder gräulich-bläulich weiß, manchmal sogar etwas cremefarben.
 
     
     
 
Erwünscht ist aber eine klare weiße Farbe des Felluntergrundes. Silber ist ein dominantes Gen. Das heißt im Klartext: "Kein Silber ohne einen Silberelternteil.
 
     
     
 
Silber kann die Birma  nicht  in ihren Genen tragen,  so dass es vererbt wird. Fällt aus zwei Nichtsilbernen ein Silbertier, dann ist garantiert eines der Elterntiere ein "versteckter" Silberner und sollte möglichst aus der Zucht genommen werden, gerade in diesem sensiblen Anfangsstadium.
 
     
  Man unterscheidet nun zwischen Tabby (agouti) und Nicht-Tabby (non-agouti).  
     
 
Smokes sind non-agouti - also seal, blue, lilac, chocolate, rot und cream ohne Tabbyzeichnung. Im Kittenalter sieht man in den ersten Wochen noch die sog. "Waschbärenzeichnung", die später verschwimmt. Pustet man in die Haare der dunklen Körperstellen, dann sieht man, dass das einzelne Haar von der Wurzel her reinweiß ist. Die Farbe der Smokes entwickelt sich erst mit zunehmendem Alter, aber man sieht an der "ausgefransten" Maske, dass es sich hier um kein Non-silver-Pointtier handelt, jedenfalls bei den seals und blues, evtl. auch chocs. Je heller die Farbe, umso schwieriger die Bestimmung, und vor allem bei den Rotvarianten, die bedingt durch die rote Farbe "O" (=orange) zu einer starken Geisterzeichnung neigen.  Manchmal sieht man allerdings auch an nicht-roten Tieren eine leichte Geisterzeichnung, die zwar nicht erwünscht ist, aber manchmal nicht zu unterdrücken sind, so wie wir diese auch bei Seals und Blues ohne Silber finden.  Es gibt hierzu auch eine genetische Erklärung, die ich aber auslasse, um nicht vollends zu verwirren.
 
     
     
  Smokes haben einen relativ geringen Weißanteil.  
     
  Ferner haben wir bisher bei den Birmas Silbertabbies, die sich recht deutlich von den Smokes unterscheiden.  
     
 
Man unterscheidet bei der Tabbyzeichnung nach drei Grundfarben: Mackereltabby (stark getigerte Tabbyzeichnung mit großem Sealanteil, wird auch "Markelenzeichnung" genannt), Blotched oder auch Classic Tabby (Räderzeichnung mit aufgehelltem Seal und manchmal verwaschener Pointzeichnung)  genannt und Spotted (getupft  - bekannt auch als "Forellenzeichnung").
 
     
 
Eine weitere Variante gibt es noch, die neuerdings auch bei den Birmas gezüchtet wird und das ist das sog. "Abessinierticking" der Fawns und Cinnamons.
 
     
  Die Vererbung der einzelnen Tabbymuster erfolgt nach folgendem Prinzip:  
     
 
Mackerel = dominant, d. h. ein Elterntier muss Mackerel sein, damit dieses Zeichnungsmuster fällt. Allerdings können zwei Mackerelelterntiere ein Blotched oder Spotted hervorbringen, wenn sie diese Farben verdeckt tragen. Umgekehrt ist das nicht möglich. So kann aus einer Blotched x Blotched Verpaarung kein Mackerel fallen, aber sehr wohl ein Spotted. Ebenso kann aus Spotted x Spotted kein Blotched fallen.
 
     
 
Bei den Birmas unterscheiden wir allerdings nur nach Tabby und Nicht-Tabby und Silber und Nicht-Silber, wobei die anderen "Spielarten" durchaus vorkommen und dadurch "unsere Sicht" beeinflussen können.
 
     
 
Die Höhe des Silberanteiles bestimmt den Namen der Farbe: Silbertabby hat einen höheren Silberanteil als Smoke. Die Variante mit der noch größeren Suppression der Farbpigmente heißt "Silvershaded" und die Silbernen mit dem geringsten Farbanteil nennt man "Chinchilla". Bei den Chinchillas ist das Haar getippt, was bedeutet, dass lediglich die Haarspitzen dieser Katzen Farbe zeigen. Optisch handelt es sich um reinweiße Katzen, die sich lediglich mit einem einen zarten Farbschleier an Körper und Schwanz bedecken. Im Kontrast hierzu die schwarzen Sohlenstreifen und die schwarzen (bei der Birma in Farbe und rose getupft, da es ja Maskentiere, d. h. Teilalbinos + geringfügiger Weißscheckung, sind) Fußballen, die verraten, dass diese Katze eigentlich schwarz und nicht weiß ist.  In der Tat sehr attraktiv und das mit den blauen Birmaaugen . phantastisch !  Aber die weißen Handschuhe kann man nicht mehr erkennen - wie praktisch.... arbeiten wir nur noch an den Sporen. Ist ja auch viel einfacher !
 
     
 
Die Goldenen entstehen durch den sog. Rufismus, der bei den Silberlingen unerwünscht ist, da er einen Rest von nicht unterdrückter Farbe darstellt und bei den Goldens diesen traumhaften Goldton hervorrufen...aber dies jetzt zu erklären, warum und wieso das so ist, würde hier zu weit führen.
 
     
  Stellen wir  uns dies einmal plastisch an einer Birma vor:  
     
 
Eine Silbertabby hat noch einen relativ geringen Silberanteil und so wird man die Handschuhe vorne später, aber die Sporen recht bald erkennen können, da sie die sog. "Sohlenstreifen" der Tabbies und aller Silberkatzen aufweisen. Man kann Silbertabbies recht gut von den Non-silvers unterscheiden, weil sie auf den Ohren ein "Salz- und Pfeffer"-Zeichnung haben, der Agoutifleck auf der Nase und die Agoutifarbe zwischen den Streifen wird unterdrückt, so dass die Farbe zwischen den Streifen reinweiß ist. Der Schwanz zeigt am Besten, wer sich zu verstecken sucht, weil man in den langen Haaren recht gut das weiße Unterkleid erkennen kann. Tja, alles ganz plausibel, oder ?
 
     
 
Aber was mache ich, wenn ich ein helles Tier habe, das womöglich lilacsilvertabby oder noch schlimmer lilacsilvertortietabby sein könnte ? Gar nichts. Ist nämlich absolut nicht von einem Non-Silver unter ca. 6 - 12 Monaten - bestenfalls - zu unterscheiden. Dann das Ganze noch in Fawn und Cinnamon in Kombination mit Rot ? Nahezu unmöglich. Erst einmal ist es per se schwierig die Farben  zu erkennen und denke ich mir die Varianten mit ticking und spotting hinzu, kombiniert mit Rot. Ein Alptraum !
 
     
 
Und damit sind wir nun bei dem Problem und warum ich sage, dass es einerseits Sinn macht diese Farben zu züchten, aber andererseits denke, dass dies nicht von einer großen Allgemeinheit getan werden sollte.
 
     
  Silberzüchter brauchen viel Geduld, Zeit und Sachkenntnis.  
     
 
Bedenklich finde ich vor allem, wenn die Silberzüchter keine Selektion derer treffen, denen sie ihre Silberlinge geben. So sind selbst versierte Züchter inzwischen hinsichtlich ihrer silbernen Nachkommenschaft verwirrt. Es gibt zwischenzeitlich sehr viele Silberne, denen ein Silber angedichtet wird und die einfach nur Non-Silvers mit Geisterzeichnung, schlechter Färbung, etc. sind. 
 
     
 
Denn es liegt in der Verantwortlichkeit des Einzelnen vernünftig mit unseren Birmas umzugehen, deren Farbe noch längst nicht so rein gezüchtet ist, dass wir bedenkenlos Silbervarianten herein kreuzen können, ohne nicht die Farbintensität der Non-Silvers zu verlieren. Leider scheinen viele Vereine lieber daran interessiert zu sein ihre Mitglieder mit genetisch unmöglichen Stammbäumen zu halten.Wie könnte es sonst sein, dass aus Non-Silver x Non-Silver  Silberne fallen?! Dies ist inzwischen leider an der Tagesordnung!
 
     
 
Es sollte vielmehr unser Ziel sein, Chocolates und Lilacs und Tabbies in ihren einzelnen Untergruppen zu erkennen und zu klassifizieren. Denn auch hier gibt es viel zu tun und wir haben bereits seit vielen Jahren durch "verdeckte Züchterarbeit", übrigens auch in Deutschland in den 80er und 90er Jahren,  das "Ticking", das die schöne Zimtfarbe der Cinnamons und das sanfte Altrosé der Fawns, in unseren Chocolates und Lilacs. Es wäre an der Zeit zu entscheiden, ob hier neue Farbbezeichnungen gebildet werden sollten, ebenso wie für die Tabbies. Wirklich gute Cinnamons und Fawns sind leider eine Seltenheit bei den Birmchen. Jedenfalls habe ich noch keine wirklich ausgeprägte reiche Farbe an diesen sonst so wunderschönen Varietäten gefunden. Leider. 
 
     
 

Das Fazit sollte für uns alle sein, Silberzucht ja, aber in wenigen, qualifizierten und sorgfältigen Händen !

Leider scheinen die meisten Züchter heute nur noch den Hype des "Besonderen" zu suchen! 

 
     
   
 
       
     
     
  Copyright - Bettina Rode 01/07 - updated: 12/2011- Mail: lasperlas@gmx.net