Pointfarben - welchen Einfluss die Umwelt darauf hat

Dieser Artikel ist nicht entstanden, um Dummen zu zeigen, dass ich schlauer bin, sondern ist das Resultat von mehr als 40-jähriger Zucht mit Pointkatzen. 

Nicht nur Birmakatzen, sondern auch Siamesen, haben unser Leben bereichert. Ich bin damit großgeworden. 

Als Pointkatzen bezeichnet man Katzen, die eine sogenannte Siamfärbung haben. Sie werden schneeweiß geboren, weil die Temperatur im Mutterleib gleichmässig hoch ist. In den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt bilden sich die sog. "Points" aus. Das bedeutet, dass sich die Farbe lediglich an den kältesten Körperregionen  (Gesicht, Ohren, Beine und  Schwanz) befindet. Der Körper bleibt mehr oder weniger hell. Die Spitzenfärbung an den 4 Pfoten der Birmakatze untersteht aber einer anderen Gesetzmäßigkeit als die Points. Sie sind reinweiß, weil sie auf einer durch selektive Zucht herbeigeführte minimale Weißscheckung der Bi-Colourkatzen beruhen und einen sog. Birman Gloving factor aufweisen, den man mittels Gentest ermitteln kann.

Pointbirmchen, die die typischen Anzeichen der Sonnenanbeter aufweisen, werden häufig bezichtigt "versteckte Silberne" zu sein. Das ist für einen langjährigen Züchter wie mich unverständlich und ich bin ehrlich gesagt über dieses Nichtwissen ein wenig schockiert. Das zeigt, dass sowohl Züchter, die schon einige Jahre züchten wie auch Zuchtanfänger ihre "Hausaufgaben" nicht gemacht haben. Einige Birmazüchter und -liebhaber scheinen in falsch verstandenem Ehrgeiz zu versuchen, die Pointfärbung zu revolutionieren. Sie wollen zukünftig Stichelhaare und helle Partien, die durch starkes Sonnenlicht , Wärme, etc  oder aber durch Medikamentengabe im Gesicht, an den Pfoten, Schwanz und Ohren entstehen, monieren und durch "selektive Zucht" verhindern.  Das wird ihnen lediglich dann gelingen, wenn sie ihre Pointkatzen im dunklen Kühlkeller einschliessen!

Bei meinen Reisen in der Birmawelt habe ich Birmakatzen in Australien, China, USA, Neuseeland, Kanada, Skandinavien, Afrika und vielen Ländern Europas sehen dürfen. Viele Birmazüchter haben mich in ihr Haus aufgenommen und ich hatte Gelegenheit viele, viele Birmas zu sehen. In den warmen Ländern ist es ganz natürlich, dass die Pointfarbe der Birmas in der besonders heißen Zeit verschwindet und in den Wintermonaten oder vor Ausstellungen durch die Air Condition wieder nachgedunkelt wird. In Australien habe ich im australischen Herbst Birmakater in seal und chocolate Point gesehen, deren Schwänze blond waren und keinesfalls als "seal" oder "schoko" zu erkennen gewesen wären. Das hat definitiv nichts mit einer Einkreuzung von Silber zu tun.

Eine sehr liebe Freundin in Finnland ist sehr wärmeliebend. In ihrem Haus sind die Birmchen lediglich im Sommer mit voller Maske zu erkennen. Die Lilacs sehen im Winter blütenweiß aus. Lilactabby ist von Lilac Point nur am helleren Nasenspiegel zu unterscheiden! Sie hat eine konstante Temperatur um 30° in ihrem Haus.

Beispiele am lebenden Objekt, die hoffentlich verdeutlichen, wie die Ausbleichung der Pointfarbe aussehen kann!

Man sieht, dass die Maske ungleichmässig gefärbt ist, die Ohrränder hell sind und sich auf den Ohren sogar unregelmässige Flecken zeigen Hier sieht man Augenringe, Stichelhaare, eine Brille um  Augen und helle Schnurrhaarkissen und im Point zeigt sich eine Tabbygeisterzeichnung, die aber nichts mit dem Agoutigen zu tun hat und auch bei rein aus Solidlinien gezogenen Katzen ähnlich aussehen würde Ein genauer Blick auf die Ohren zeigt den unregelmässigen Verlust der Farbe, was durch Wärme und UV-Licht hervorgerufen wird.         Der Schwanz zeigt deutliche Stichelhaare und wird sogar noch heller werden, wenn die Temperaturen im Sommer gleichbleibend hoch bleiben. Sogar an den Points der Pfoten sieht man, wie das Sonnenlicht und die Wärme eine Aufhellung der Farbe verursacht haben. Hier noch einmal das Gesicht, wo man sehen kann, wie hell die Schnurrhaarkissen geworden sind. Würden wir in einer noch wärmeren Region der Erde leben, wären nur noch der Nasenrücken und der Nasenspiegel dunkel.          Aber man sieht hier sehr gut, dass auch die anderen Pointfarben ausbleichen! Man sieht sehr schön, die helle Brille und wie die Farbe im Gesicht und an den Ohrrändern ausgebleicht ist. Aber auch die Tabbies werden nicht verschont, wie man hier recht gut erkennen kann.

Hier eine Gegenüberstellung von chocolate Kitten... das erste Foto zeigt ein chocolate Kitten im Winter und das zweite ein chocolate Kitten im selben Alter im Sommer!  Man sieht, wie wenig Farbe das Sommerkitten hat. Man hüte sich als Züchter also sehr davor die Pointfarbe bei anderen Züchtern zu bemängeln, wenn man nicht genau weiß, wann ein Foto entstanden ist und in welchen klimatischen Verhältnissen die Katze lebt.

Mit Silber oder schlechten Linien oder Gendefekten oder mangelhafter Zucht hat das hier nichts zu tun! Und eins ist gewiß... sobald der Herbst kommt, werden alle Pointkatzen wieder ihre wunderschöne, gleichmäßig gefärbte Maske und Siamzeichnung zurück erhalten. Wenn die Birma vom Bikini zum Pelzmantel wechselt, werden diese Bilder wieder Geschichte sein.